Elektroautos sind in aller Munde. Sie haben das Potenzial den Verbrenner zu verdrängen, doch viele Menschen trauen sich noch nicht, auf ein Elektroauto umzusteigen. Oftmals ist die mangelnde Reichweite ein Aspekt, den viele anführen. In der Tat ist diese — im Vergleich zum Verbrenner — häufig sehr gering. Tesla (Model-Serie) oder Mercedes-Benz (Vision EQXX) zeigen, dass es auch anders geht, doch diese Fahrzeuge sind entweder teuer oder befinden sich noch in der Konzeptphase. Der Standard für den Verbraucher liegt heute eher zwischen 200 und 400 Kilometer — bei durchaus hohen Anschaffungskosten. Doch es gibt eine Lösung für das Problem: Solarzellen.
Solarzellen auf Elektroautos — das steckt dahinter
Momentan sind diverse Hersteller dabei, Elektroautos zu entwickeln, die nicht nur durch den Strom aus der Steckdose oder Ladesäule geladen werden. Auch die Sonne kann sie laden. Dafür sind an den Fahrzeugen Solarzellen verbaut. Die
Idee ist zwar schon alt (über 30 Jahre — siehe World Solar Challenge in Australien), doch bisher wagte sich niemand daran, sie auch massentauglich umzusetzen. Sonst wären auf unseren Straßen schon längst Fahrzeuge unterwegs, die 3000 Kilometer und mehr fahren könnten.
Ein Vorreiter in Sachen Solarzellen auf Elektroautos ist Sono Motors mit seinem Sion. Das Unternehmen hat seinen Sitz in München und will im Jahr 2023 die ersten Sion liefern. Dabei handelt es sich um ein mattschwarzes Fahrzeug, an dem beinahe überall Solarzellen integriert sind. Das sorgt dafür, dass die Standardreichweite von 305 Kilometer auf bis zu 550 Kilometer steigt in der Woche — gutes Wetter vorausgesetzt. Die Sonne liefert Energie für 245 Kilometer mehr, wobei der Durchschnitt eher bei 112 Kilometern liegt (laut Angabe von Sono Motors).
Andere Hersteller und der Entwicklungsstand
Doch auch andere Hersteller sind dabei, das Konzept massentauglich zu machen. Wenngleich Lightyear ein Fahrzeug entwickelt, für das (derzeit) ein
sechsstelliger Betrag gezahlt werden muss und die Fahrzeuge von Aptera in Europa nicht erhältlich sind. Auch Solar-unterstützte Elektrofahrzeuge von Fisker
sind nicht gerade günstig. Es gibt noch weitere Hersteller, die sich jedoch derzeit in sehr unterschiedlichen Entwicklungsphasen befinden. Bei allen genannten Herstellern liegt der Unterschied zu Sono Motors darin, dass Sono konsequent jeden erdenklichen Platz auf dem Auto nutzt, um Solarzellen zu integrieren. Die anderen Hersteller nutzen oftmals nur das Dach. Bei einigen führt das dazu, dass die Sonnenenergie nur genutzt wird, um die Bordelektronik zu versorgen, nicht aber, um das Fahrzeug anzutreiben. Sono, Lightyear und Aptera gehören zu den wenigen, die auch das Fahrzeug mit Sonnenenergie antreiben. Stand Mai/Juni 2022 liefern jedoch alle drei Hersteller noch kein Fahrzeug aus.
Derzeit ist der Sono Sion reservierbar für — Stand Mai 2022 — etwas weniger als 30.000 Euro. Der Preis wurde in den vergangenen Jahren immer weiter angehoben, weshalb es möglich ist, dass eine Reservierung des Sion ebenfalls immer teurer wird. Sono plant die Auslieferung des Sion für Mitte 2023, während Lightyear noch 2022 auf den Markt kommen möchte.
Solarzellen und Elektroautos im Detail: Das Potenzial des Sion
Der Sion kann ein Gamechanger werden und Skeptiker von Elektroautos überzeugen. Er löst das Reichweitenproblem, bietet bidirektionales Laden, lässt sich vom Besitzer selbst reparieren und verzichtet auf Schnickschnack.
Wie viele Elektroautos ist auch der Sion auf den städtischen Raum ausgelegt. Bei einer Standardreichweite von 305 Kilometer ist das nicht verwunderlich. Die Solarzellen sorgen jedoch dafür, dass er mindestens auch auf dem Mittelstreckenbereich eine gute Figur abgibt. Zudem braucht es nur etwas Tageslicht, und der Sion fährt ein paar Kilometer, selbst wenn er irgendwo liegen geblieben ist.
Die Option, ihn durch unterschiedliche Systeme zu laden, ist ein weiterer Pluspunkt. Solarzellen, verschiedene Anschlüsse und sogar die Möglichkeit ihn an jeder Haushaltssteckdose zu laden, sprechen für sich. Braucht er seinen Strom nicht selbst, lädt er andere Fahrzeuge oder Geräte — so ist die Musikanlage beim Picknick oder der Elektrogrill in der eigenen Gartenhütte kein Problem.
Weiterhin verfügt der Sion nur über industrielle Standardteile. Das heißt, jeder kann ihn reparieren. Sono Motors plant ihn so einfach aufgebaut, dass auch der Anwender selbst ihn reparieren kann. So wie es früher einmal ging, als Autofahrer noch nicht in die Werkstatt mussten, nur um eine Glühlampe wechseln zu müssen. Muss der Sion doch einmal in die Werkstatt, weiß jeder sofort, wie er zu reparieren ist, da keine eigens entwickelten Spezialteile zum Einsatz kommen.